Vereinschronik des Musikvereins Waldmössingen
Von Werner Limberger
Das eigentliche Gründungsjahr der »Eintracht« lässt sich nicht genau festlegen. Doch bereits Mitte des vergangenen Jahrhunderts trat die Musikkapelle Waldmössingen in Erscheinung, so berichtet ein Artikel des »Schwarzwälder Boten« aus dem Jahre 1857. Diese erste Dokumentation war die Grundlage Für das offizielle Entstehungsjahr 1857.
Erstmalig wurden aber 1873 die Namen der Bruder Eusebius Haas (Alt-Hasenwirt) und Engelbert Haas sowie Johannes und Felix Schneider und Reinhard Schneider als Grander und aktive Musiker der Musikkapelle Waldmössingen genannt. Weiter in die Kapelle kamen dann Lorenz Dierberger, Lorenz Flaig und Otto Haas.
Otto Haas übernahm die musikalische Leitung von dem Dirigenten Kalble aus Oberndorf und übte diese Tätigkeit 24 Jahre lang aus. Die Auftritte mehrten sich, und die Waldmossinger Musikkapelle war bald ein gerngesehener Gast und Unterhalter im großen Umkreis.
Oskar Schneider, Gipser, übernahm von 1900 an die Stabführung, und weitere Musiker konnten für das Ideal »Volksmusik« gewonnen werden.
Josef Kimmich, Karl Kimmich, Matthaus Kimmich, Johannes Notheis, Matthias Bantle und Franz Beck waren die Männer, welche nun ihr Instrument mit zum Wohle der Gemeinde Waldmössingen erklingen ließen.
Norbert Haas, der 17jahrige Enkel des Mitbegründers Eusebius Haas, trat nun die Nachfolge als Dirigent Für Oskar Schneider an. Unter seiner 50jahrigen Stabführung wurde dann auch die Musikkapelle Waldmössingen in den Musikverein Waldmössingen übergeführt. Immer mehr wurde nun der Musikverein in das öffentliche Leben mit integriert, und immer mehr zeigte sich schon zu damaliger Zeit, dass ein kulturelles Leben einer Gemeinde ohne einen Musikverein fast undenkbar ist.
Auch die schlimmen Jahre von 1934 bis 1945 waren nicht ohne Einfluss Für die Musiker aus Waldmössingen. So wurde der Musikverein unter dem Druck der damaligen politischen Führung in eine NS-Kapelle umbenannt. Dies hielt jedoch nur ein Jahr an. Bereits am 28. Mai 1936 fand eine außerordentliche Generalversammlung statt, bei der Felix Schneider als Vorstand in seinem Amt bestätigt wurde und Otto Aiberger die musikalische Leitung von Adelbert Deuringer übernahm, welcher die Kapelle nur ein Jahr geleitet hatte. Auch der Name »NS-Kapelle« wurde wieder ad acta gelegt, und man nannte die musikalische Vereinigung wieder »Musikverein Eintracht«.
Unter der Stabführung von Otto Aiberger erreichte der Musikverein nun ein beachtliches Niveau, und erstmals stellte man sich einem Preisgericht. Beim Preisspiel in Spaichingen am 14. Juni 1936 erreichten die Musiker mit dem Titel »Zukunftsbilder« – eine Ouvertüre von M. Sielwedel – die Note »fast sehr gut«. Ein Kompliment an den Dirigenten und seine Instrumentalisten.
Viele Musikkameraden kehrten aus dem 2. Weltkrieg nicht mehr zurück, und so fanden sich am 2. Dezember 1945 nur noch 10 Mitglieder, um den Musikverein wieder aufleben zu lassen.
Das Trauzimmer stand den Musikern Eugen Lamprecht, Richard Katz, Franz Haas, Karl Maurer, Reinhold Dieterle, Josef Langenbacher, Bernhard Bantle, Alban Notheis und Otto Aiberger zur Verfügung. Doch auch unter diesen schwierigen Bedingungen fanden sich die Musikkameraden zusammen, um die Volks- und Blasmusik in Waldmössingen wieder neu zu beleben.
Dass dieses Vorhaben von Erfolg gekrönt war, zeigen die Aktivitäten, die kurze Zeit später schon wieder entwickelt werden konnten. Nach Alfons Notheis übernahmen nun im Jahre 1947 Alban Notheis als Vorsitzender den Verein und Otto Aiberger als bewährter Dirigent die musikalische Leitung.
Bis zum März 1959 leitete der Vorsitzende Notheis mit großer Umsicht und mit Erfolg die Geschicke des Musikverein. Sein Nachfolger wurde Edmund Schmid.
Günter Katz, der sich in entsprechenden Lehrgängen zum Dirigenten qualifiziert hat, übernahm nun im Jahre 1967 die Stabführung. Otto Aiberger wurde als Dank für seine Verdienste um den Musikverein Waldmössingen zum Ehrendirigenten ernannt, wie Norbert Haas, der bereits in den früheren Jahren diese Auszeichnung erhalten konnte.
Im Jahre 1972 trat Alfred Mäder die Nachfolge als musikalischer Leiter von Günter Katz an, und Edmund Schmid legte die Geschicke des Musikverein nach 13 Jahren fruchtbarer Tätigkeit für den Musikverein »Eintracht« in jüngere Hände. Max Fus wurde sein Nachfolger im Amt des 1. Vorsitzenden.
Anlässlich des 100jährigen Jubiläums konnte Max Fus die beiden verdienten ehemaligen Vorsitzenden Alban Notheis und Edmund Schmid zu Ehrenvorsitzenden ernennen.
Am 15. Februar 1975 übernahm Werner Limberger, bereits seit 1974 Geschäftsführer, das Amt des 1. Vorsitzenden, des Geschäftsführers weiterhin und das des Schriftführers.
Im Jahre 1975 erreichte der Musikverein unter der zielstrebigen Stabführung seines Dirigenten Alfred Mäder zum ersten Mal bei einem Wertungsspiel einen »1. Rang mit Auszeichnung«. Beim Verbandsmusikfest in Dunningen wurde die exakte Probenarbeit für den Vortrag »Rotensia«, eine Ouvertüre, mit dieser Bewertung belohnt. Groß war die Freude, und einen weiteren Ansporn gab dieser Erfolg.
1983 war für den Musikverein Waldmössingen ein ganz besonderes Jahr. Er war Ausrichter des Kreisverbandsmusikfestes. Trotz der Vorbereitungen unter äußerst widrigen Bedingungen – es regnete bis unmittelbar zum Beginn des Festes – erntete der MV nur Lob und Anerkennung für ein, in allen Belangen, gelungenes Fest. Bereits beim Eröffnungskonzert am Freitagabend spielten 25 Kapellen im 2500 Personen fassenden Festzelt. Zum ersten Mal bei einem Kreisverbandsmusikfest traten dabei die Kapellen auf zwei Bühnen auf. Als Höhepunkt der Festtage erlebten die zahlreichen Besucher, neben den Wertungsspielen der Orchester, den Sternmarsch der Musikkapellen mit einem Massenchor. Ein besonderer Ohrenschmaus war am Abend der Auftritt der Original Oberkrainer Dorfmusikanten. Die Glückwünsche zu dieser einzigartigen, auf musikalisch hohem Niveau stehenden Veranstaltung konnte der MV, an der Spitze mit Dirigent Alfred Mäder, den Vereinsvorsitzenden Werner Limburger und Gerold Keller, sowie dem Geschäftsführer Karl-Heinz Labuschewski auch am Himmel ablesen, denn ein Flugzeug mit einem Glückwunschmegaflyer kreiste während der Festtage über Waldmössingen.
In den folgenden 20 Jahren von 1983 bis 2003 prägten sieben Dirigenten die musikalische Entwicklung des Orchesters. 1985 ging nach 13 sehr erfolgreichen und harmonischen Jahren die musikalische Ära von Alfred Mäder zu Ende. Sein musikalisches Wirken wurde 1986 durch die Ernennung zum Ehrendirigenten gewürdigt. Alfred Mäder wurde von Walter Böcherer abgelöst, der jedoch nur kurze Zeit den Dirigentenstab schwang. Noch 1985 übernahm Thomas Uttenweiler das Dirigat, welches er 10 Jahre innehatte. In dieser Zeit verantwortete er die musikalische Weiterentwicklung des Orchesters.
Die kurze Nachfolge von Thomas Uttenweiler trat 1995 Klaus Blocher an. Aber bereits in der Generalversammlung 1996 übernahm Thomas Michelfeidt den Dirigentenstab. Ihm folgte im Juli 2000 Thomas Deuringer, doch bereits Mitte 2001 wurde Siegmund Oehler sein Nachfolger. Er leitete die musikalischen Geschicke bis zum Neujahrskonzert 2003. Während dieses Konzertes übergab er den Dirigentenstab persönlich an seinen Nachfolger Sebastian Patzelt. Dieser ist bis heute für die musikalischen Belange im Orchester zuständig.
Wesentlich ruhiger verlief die personelle Entwicklung in der Vorstandschaft. Werner Limberger hatte bis Januar 1987 das Amt des ersten Vorsitzenden inne. Dann übergab er das Vereinsruder an Werner Eble, damit dieser den MV durch sämtliche Höhen und Tiefen des Vereinslebens steuere. Werner Eble füllt bis heute, ebenso wie seine Amtsvorgänger, dieses Amt ausgezeichnet aus. Um den Vorsitzenden bei seinen vielfältigen Aufgaben zu entlasten, wurden nach einer Satzungsänderung im Jahre 1987 drei Geschäftsführer ernannt. Damit wurden die wirtschaftlichen, musikalischen und repräsentativen Aufgaben auf drei Personen verteilt. Trotz dieser Aufgabenteilung hat Werner Eble, als einer der drei Geschäftsführer das Amt des ersten Vorsitzenden inne.
Für den Nachwuchs des Vereins sorgt ein kleines, aber feines Jugendorchester, aus dem regelmäßig Musikerinnen und Musiker hervorgebracht werden, die bei den Ausbildungslehrgängen der Bläserjugend Baden-Württemberg mit Bestnoten glänzen. Durch den 2006 erstmals angebotenen Flötenkurs für Kindergartenkinder versucht der MV Kinder noch früher für die Musik und später hoffentlich für die Blasmusik zu begeistern.
Im Jahre 1985 wurde zum 50-jährigen Jubiläum der Narrenzunft eine eigene neue Fasnetsuniform kreiert. Mit der orange-schwarzen Fuhrmannsuniform ist der MV nicht nur musikalisch ein Schmankerl des Waldmössinger Fasnetsumzuges, sondern bietet den Zuschauern auch einen wahren Augenschmaus.
1993 erhielten die Musiker ihre feschen grau – weiß – schwarzen Trachtenuniformen, die sie bei jedem Auftritt zum Blickfang machen und ihn damit auch äußerlich unterstreichen.
Das Theaterspiel zur Weihnachtszeit hat in Waldmössingen eine lange Tradition. So ist es selbstverständlich, dass sich auch der Musikverein in der Gemeinschaft der Waldmössinger Vereine am Laientheaterspiel beteiligt. Ob man dabei die Geschichte über den scheinheiligen Florian (1978), die Hirtenrosa und das öffentliche Ärgernis (1984), dr’ Schneggaprofessor (1992 ) oder ein turbulentes Wochenende (2000) aufführte, stets war der stürmische Applaus der Besucher garantiert und die Musiker konnten auf einem anderen kulturellen Gebiet glänzen. Auch bei der Durchführung des Dorffestes übernahm der MV eine Vorreiterrolle. So hatte man unter anderem als erster Verein eine eigene Dorffesthütte.
Bei vielen kirchlichen Anlässen war das Orchester, alten Traditionen folgend, allzeit musikalisch präsent. So ist es ein schöner Brauch, die Erstkommunionkinder in den Gottesdienst zu begleiten und ihnen anschließend ein Festtagständchen zu spielen. An Fronleichnam übernehmen die Musiker die festliche Gestaltung der feierlichen Prozession. Ebenso gehören die musikalische Umrahmung des Erntedankfestes, des Totengedächtnises am Volkstrauertag und die Einstimmung in das Weihnachtsfest zu festen Bestandteilen des Vereinslebens, um nur einige Eckpunkte zu nennen.
Der jährliche Höhepunkt für jedes Vereinsmitglied ist das Dreikönigskonzert, bei dem die Musiker ihre Fähigkeiten nicht nur den Waldmössinger Bürgern zu Gehör bringen. In den letzten Jahren konnte das Niveau kontinuierlich gesteigert werden. Durch die Mitwirkung eines Chores im Jahre 2004 betrat der MV bei seinem Dreikönigskonzert absolutes Neuland. Der große Erfolg ermutigte die Verantwortlichen 2005 mit der musikalischen Darstellung und Interpretation des Märchens Schneewittchen in neue Dimensionen vorzudringen.
Dass dies gelungen ist verdankt der MV allen aktiven und passiven Mitgliedern. Besonders erwähnenswert aus der großen Schar der Mitglieder ist die Vereinstreue von Werner Eble, Martina Haag, Harald Langenbacher, Peter Munz und Gerald Notheis, die bereits 1983 bei der letzten Festschrift aktiv im Orchester mitwirkten.
Stand: 24.12.06